Auf zur Matura...! ;-)

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Donnerstag, 10. März 2016

Persönliche Angsträume

Es gibt in Wien keine Orte, an denen ich mich besonders unwohl fühle. Angst ist für mich immer an Situationen gebunden, nicht an Orte. Zum Beispiel fühle ich immer sehr unwohl, wenn ich spät in der Nacht heimwärts gehe und hinter mir schneller werdende Schritte höre (auch wenn sie nur von einer Dame stammen, die ihre Nightline nicht verpassen möchte). In diesem Moment spielen sich in meinem Kopf Szenarien ab, die ich aus Filmen kenne, oder von denen in den Nachrichten berichtet wird. Aber passiert ist mir noch nie etwas, deswegen hält sich meine Angst auch in Grenzen.
Es gibt in Wien keine Orte die ich immer, oder auch nur zu bestimmten Zeiten meide. Ich habe weder in engen Wohnstraßen eines Außenbezirkes, noch in einem innerstädtischen Park Angst um meine Sicherheit. Ich habe noch nie meine Eltern nachts darum gebeten mich abzuholen, weil ich mich nicht getraut habe allein mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren. Als Wiener muss man vor all diesen Dingen meiner Meinung nach auch keine Angst haben. Wir leben in einer der sichersten Städte der Welt und dieses Privilegs sollten wir uns bewusst sein.

Nicht überall haben Menschen die Möglichkeit sich frei in ihrer Stadt zu bewegen. In Sao Paulo, der Heimatstadt meiner Mutter, beispielsweise gibt es Viertel, die man nur mit abgesperrter Autotür durchfährt. Als Österreicher scheint das unvorstellbar! Letzten Sommer wurde während meines Besuches wenige Meter vom Haus meiner Tante eine Frau angegriffen. Die Angreifer kamen mit dem Auto, schlugen die Frau zu Boden und fuhren dann schnell weiter. Die Frau würde glücklicherweise nicht schwer verletzt. Im selben Sommer wurde meinem Cousin sein Handy geraubt. Raubüberfälle sind in Sao Paulo schon fast alltäglich, jeden trifft es irgendwann einmal und auch Schlimmeres passiert nicht selten.

Durch meine Familie in Brasilien habe ich einen persönlichen Bezug zu Orten, in denen Kriminalität auf den Straßen ein großes Problem ist. Ich denke damit lässt sich auch meine überaus entspannte Einstellung gegenüber Wien erklären. Der Mensch neigt dazu Vergleiche zu ziehen und verglichen mit Sao Paulo braucht man sich in Wien wirklich keine Sorgen zu machen. Ein gewisses Risiko Opfer einer Gewalttat zu werden, besteht immer, aber nur weil an einem gewissen Ort schon einmal ein Verbrechen verübt wurde, wird er für mich nicht gleich zum Angstraum.
Von meinen Urlauben in Sao Paulo weiß ich auch, wie einschränkend es sein kann, sich in der eigenen Stadt nicht frei bewegen zu können. Kein Teenager fährt dort abends allein mit der U-Bahn zu einer Party. Für alles hängen sie von ihren Eltern oder einem anderen Erwachsenen mit Führerschein ab. Diese Vorstellung finde ich schrecklich und ich freue mich, das die Situation in Wien anders ist. Ich lasse mir meine Bewegungsfreiheit nicht nehmen, auch denn das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit an einem Mord zu sterben um ein tausendstel Prozent höher ist, als für jemanden der vorsichtiger ist.


Die Schule ist für mich kein Angstraum. Objektiv betrachtet ist die ein moderner, heller Glasbau mit lichtdurchfluteten hellen Gängen. Ich kann daran nichts Bedrohliches erkennen. Subjektiv gesehen ist es der Ort an dem ich meine Freunde sehe, auf liebgewonnene Lehrer treffe und viele interessante Dinge lernen kann.
Mir ist in der Schule nie etwas traumatisches widerfahren, was eine Angst hätte auslösen können. Nach einiger Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass ich so weit ich weiß auch niemanden kenne, der die Schule als Angstraum sieht. Klar, nicht jeder ist von ihr begeistert, aber zwischen "Ich gehe nicht gerne in die Schule" und "Ich habe Angst vor der Schule" herrscht immer noch ein riesiger Unterschied.
Ich vermute, dass Angst vor der Schule oft Hand in Hand mit Mobbing und Ähnlichem steht. Wer jeden Tag fürchten muss von seinen Mitschülern oder in extremen Fällen sogar von den Lehrern gehänselt oder erniedrigt zu werden, entwickelt über die Monate und Jahre vermutlich eine Abneigung, die so groß wird, dass sie zur Angst wird. Das kann meiner Meinung nach, aber mit jeden Raum passieren. Der Unterschied der Schule ist, dass man gezwungen ist jeden Tag 6 bis 8 Stunden dort zu verbringen. Bei kaum einem anderen Ort existiert dieser Zwang,  


Ich persönlich habe, wie oben bereits erwähnt, keine konkreten Angsträume, aber das bedeutet nicht, dass ich Menschen verurteile, die welche besitzen. Angst ist ein sehr natürliches und gutes Gefühl, denn es warnt uns vor Gefahren. Die Angst in allen Situationen zu ignorieren, wäre leichtsinnig und dumm. Besonders, wenn man selbst beängstigende Erlebnisse hatte, ist es sehr verständlich, wenn ein bestimmter Ort danach für eine Weile mit einem unguten Gefühl behaftet ist.
In manchen Fällen wird es wahrscheinlich auch rational Sinn machen, einen Ort zu meiden. Ich kenne keine detaillierten Studien zu den Kriminalitätsraten in Wien, aber wenn mir jemand erzählt, dass sie in diesem oder jenem Bereich höher ist, glaube ich es ihm gerne. Wenn ein Mensch aus solchen Gründen eine Region meiden will, so ist das sein gutes Recht.
Problematisch wird es erst, wenn die eigene Angst einen einschränkt. Wenn man sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in U-Bahn Stationen traut, wird es schwierig werden von A nach B zu gelangen. Jeder Mensch sollte sich bewusst überlegen, ob ihm das Risiko in eine gefährliche Situation zu geraten diesen Freiheitsverlust wert ist. Denn wie bereits gesagt: Dieses Risiko ist in Wien nicht sonderlich hoch!

Es gibt aber auch eine andere Form von Angst. Die Phobie. Die Agoraphobie um genau zu sein. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die im schlimmsten Fall zu panischer Angst im öffentlichen Raum führen kann. Diese Menschen sollten auf keinen Fall fälschlicherweise als schwach oder feige bezeichnet werden. Auch gut zureden oder rationales Argumentieren wird vermutlich wenig helfen. Ganz generell sollte man Ängste erst nehmen. Oft sind sie für den Betroffenen selbst eine große Belastung und sollten nicht belächelt werden. Wie man solchen Menschen am besten Hilft, kann ich nicht sagen. Psychische Krankheiten sind dafür ein zu komplexes Thema über das ich viel zu wenig weiß.



 Beurteilungsraster

Beurteilungskriterium
Abstufungen
Persönliche Reflexion
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse Angstraum Schule
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse der psychologischen Komponente
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig


 Persönlicher Kommentar

Ich finde es ist ein sehr interessanten Thema sich mal mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Angst ist ein überaus subjektives Thema und ich fand es sehr interessant die bereits geposteten Beiträge zu dem Thema zu lesen. Sie sind alle sehr verschieden, aber zeigen alle sehr persönliche Eindrücke der Verfasser. Hiermit ergänze ich nun also Meine Sicht der Dinge.

Ich hatte einiges zu dem Thema zu sagen, finde allerdings, dass meine Gedanken etwas konfus geraten sind. Ich hoffe ihr konntet mir trotzdem alle folgen. 

1 Kommentar:

  1. Liebe Gabi,
    Deiner Selbstbeurteilung kann ich leider nicht zustimmen! Ich weiß nicht, wie du zu dem Schluss kommst, dass deine Gedanken konfus sind, ich habe deinen Text sehr gut verstanden und das Lesen war meiner Ansicht nach sehr flüssig. Du hast dich mit vielen Punkten intensiv auseinander gesetzt, vor allem deine Schilderungen von der Lage in Brasilien finde ich sehr interessant. Du hast absolut recht: Man muss sich immer wieder bewusst machen, wie gut es uns in Wien geht und wie selbstverständlich für uns Sicherheit im öffentlichen Raum ist. Deine Beispiele haben das wieder einmal sehr gut gezeigt! SUper gemacht!

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