Angsträume
Von Menschen gestaltete
Angsträume, die man am liebsten meiden würde oder denen man schnell wieder
entfliehen möchte, gibt es im weitesten Sinne für mich nicht. Meiner Meinung
nach ist das Wort „Angst“ der falsche Begriff. Es kommt bei mir an gewissen
Orten oder Räumen eher ein Gefühl von Unbehagen auf. Lange Unterführungen
beispielsweise wirken gleich aus mehreren Gründen bedrohlich: Da kein Mensch um
die Ecke schauen kann, um lauernde Gefahren zu entdecken, lassen sich die
oftmals engen Fußgängertunnel nicht überblicken.
Tunnel per se lösen bei mir
kein Unwohlsein aus, sind sie jedoch mit Menschenmassen gefüllt, möchte ich so
schnell wie möglich raus. Auch deshalb sind 2010 bei der Love-Parade in Duisburg
die Massen im langen Tunnel so machtvoll und tödlich vorgerückt – im
unterirdischen Gedränge, wo es unmöglich ist, zu erkennen, wann es endlich
weitergeht. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen, wie diese Beklommenheit
und Massenpanik damals war. Die unwirtlichen und oftmals übelriechenden Röhren
für Fußgänger bieten gegenüber Angreifern keine Deckung und man kann auch
keinen Seitenweg einschlagen, um zu fliehen, wenn es geboten erscheint.
Um es auf den Punkt zu
bringen: Tunnel und dunkle Ecken stressen. Menschen sind nun einmal
„Augentiere“, denn unser Gehirn bezieht nun mal den größten Teil aller
Umweltinformationen über die Augen. Fehlen diese Eindrücke von außen, etwa im
stockfinsteren Wald, oder werden sie in Tunneln erheblich erschwert, bekommen
manche Menschen leichter Angst oder fühlen sich zumindest beklommen. Meiner
Ansicht nach liegt das auch einfach in der Natur des Menschen, dass in solchen
Situationen die Alarmglocken läuten. Dagegen lässt sich nichts so leicht unternehmen.
Typische Angsträume sind
auch U-Bahnstationen, schlecht beleuchtete Tiefgaragen, Parkhäuser oder Parkanlagen
bei Dunkelheit. Die Unübersichtlichkeit solcher Orte ängstigt meines Erachtens
nach besonders Frauen. Sind solche zwielichtigen Ecken dann auch noch unbelebt
oder gibt es Anzeichen dafür, dass dort niemand mehr nach dem Rechten sieht,
flößt dieser Anschein von Verwahrlosung Passanten zusätzlich Unbehagen ein.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Angsträumen sind Indizien für
fehlende gesellschaftliche Kontrolle, umherliegende Abfälle, schmutzige und
eingeschlagene Fensterscheiben oder Graffitis. Vor allem rechtsfreie Räume, die
als solche zu erkennen sind, können als Angsträume gelten. Medienberichte über
problematische oder gar bedrohliche Stadtviertel stricken an deren Ruf
ebenfalls gehörig mit: Wenn in Zeitungen über einschlägig bekannte Stadtteile in
Wien oder irgendwo sonst fortwährend als „Problemgebiete“, „Orte der Gewalt“
oder „soziale Brennpunkte“ berichtet wird, fährt man bereits mit rascher klopfendem
Herzen und Ziehen im Bauch dorthin. Zum Beispiel der Esterhazypark zwischen Mariahilfer- und Gumpendorferstraße war für
mich in der Volkschulzeit ab 17.00 Uhr tabu, da es hieß, hier treffen sich
einige Drogensüchtige, was auch stimmte. Wie schon gesagt, haben auch die
Medien erheblichen Anteil daran, ob gewisse Viertel oder Räume als bedrohlich
angesehen werden. Außerdem lösen auch schlichtweg optische Faktoren, wie oben
schon erwähnt, manchmal Unbehagen aus.
Für mich persönlich stellt die Schule keinen
Angstraum dar. Von jeglichen Schulphobien habe ich schon gehört, war aber noch nie
selbst davon betroffen. Es gibt auch nicht wirklich Räume in unserer Schule,
die ich nicht mag. Da unsere Schule großteilig aus Fensterglas besteht, wirkt
sie lichtdurchflutet. Das maximiert das Wohlfühlen um einiges. Wenn einem etwas
Angst oder Unbehagen bereitet, dann ist es sicher nicht das Gebäude Schule an
sich, sondern die zu schreibende Schularbeit oder manch gemeiner Mitschüler.
Für die meisten Menschen ist der öffentliche
Raum ein Transitraum, um von A nach B zu gelangen. Natürlich auch abhängig von
der Größe dieses Raumes und des Landes kann ein ordentlicher Tumult entstehen.
Das dann manche Menschen in diesem verloren gehen oder sich von diesem übermannt
fühlen, ist durchaus verständlich. Auch darf nicht außer Acht gelassen werden,
ob der öffentliche Raum untertags oder nachts besucht wird. Außerdem sollte
hinterfragt werden, ob die Angst unbegründet ist oder ob ein traumatisierendes
Ereignis dieser zugrunde liegt. Denn im Grunde genommen ist der Mensch kein
Einzelgänger, sondern ein Rudeltier. Aber wie es so schön heißt: „Die Ausnahme
bestätigt die Regel“. Darüber hinaus sind meiner Auffassung nach Frauen im
öffentlichen Raum vorsichtiger, besonders am Abend oder in der Nacht. Im Großen
und Ganzen sollte einem Menschen in einem sicheren Land, der nichts
Schreckliches erlebt hat, der öffentliche Raum keine Angst machen.
Ich finde, dass manche Angsträume gerechtfertigt werden können.
Wie schon erwähnt, denke ich, ist es in uns Menschen verankert, gewisse Situationen
bzw. Räume zu vermeiden. Dieses Verhalten ist unserem evolutionär entstandenen
„Schutzmechanismus“ zu verdanken. Außerdem muss das Schicksal auch nicht immer
herausgefordert werden (z.B. allein durch den stockfinsteren Wald, etc.).
Meiner Ansicht nach ist in manchen Angsträumen schon Vorsicht geboten. Dennoch
lassen sich Angsträume oft schon mit wenigen Maßnahmen freundlicher gestalten.
Parkhäuser, U-Bahn-Stationen oder Bahnhöfe werden durch Lampen,
Überwachungskameras oder Spiegel übersichtlicher und vermitteln so mehr
Sicherheit. Bei Stadtparks sind nachträgliche Eingriffe in die Gestaltung schon
etwas schwieriger, weil ein Verzicht auf Bäume, Hecken oder eine kurvige Wegführung
der Parkanlage viel von seinem Reiz nehmen würde. Da empfiehlt es sich nun mal
nur untertags in den Park zu gehen, wenn diese in einem Unbehagen auslösen. Bezüglich
Angsträume wie die Schule sollte man sich darüber im Klaren werden, ob es sich
nicht eher um eine Schularbeit oder Mitschüler handelt, die einem schlaflose
Nächte bereiten. Denn helle Schulräume wie unsere können einem Menschen, denke
ich, nur schwer Angst machen.
Beurteilungsraster
Beurteilungskriterium
|
Abstufungen
|
||||
Persönliche Reflexion
|
sehr ausführlich
|
ausführlich
|
ausreichend
|
minimalistisch
|
zu wenig
|
Analyse
Angstraum Schule
|
sehr ausführlich
|
ausführlich
|
ausreichend
|
minimalistisch
|
zu wenig
|
Analyse
der psychologischen Komponente
|
sehr ausführlich
|
ausführlich
|
ausreichend
|
minimalistisch
|
zu wenig
|
2. Persönlicher Kommentar
Meiner
Überzeugung nach habe ich alle Anforderungen des Arbeitsauftrags ausführlich
erfüllt. Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass ich mich mit der Thematik
gewissenhaft auseinandergesetzt und die Fragen dementsprechend beantwortet
habe. Ich bin meines Erachtens auf die Fragen genau eingegangen. Dies ist
anhand der dargelegten Aspekte der einzelnen Punkte zu erkennen. Lange Rede
kurzer Sinn: Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, ich finde sie geglückt.
Liebe Ines!
AntwortenLöschenIch fand deinen Post überaus interessant zu lesen!
Ich konnte deinen Standpunkt gut nachvollziehen und finde, dass du auf einige sehr interessante Aspekte eingegangen bist. Als Beispiel wäre die Sache mit den Menschenmassen in engen Räumen zu nennen.
Du bist auch sehr wissenschaftlich an das Thema herangegangen und hast versucht nachvollziehbare Gründe für so ein subjektives Gefühl zu finden. Menschen sind tatsächlich "Augentiere". Da finde ich deine Aussage, dass unübersichtliche Räume Angst machen, sehr plausibel.
Deine persönlichen Angsträume hast du detailliert beschrieben und du hast sogar versucht zu analysieren, was an ihnen genau deine Angst auslöst.
Alles in allem ein sehr gelungener Beitrag! :)
Liebe Ines,
AntwortenLöschenIch kann mich Gabis und deinen Überlegungen in der verbalen Beurteilung nur anschließen: Du hast wirklich sehr ausführlich gearbeitet und dich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich ist dein Arbeitsauftrag ganz toll gelungen! Die Uni kann wirklich kommen...! :-)
Liebe Gabi, guter Kommentar!