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Mittwoch, 9. März 2016

Angsträume

Angsträume
Von Menschen gestaltete Angsträume, die man am liebsten meiden würde oder denen man schnell wieder entfliehen möchte, gibt es im weitesten Sinne für mich nicht. Meiner Meinung nach ist das Wort „Angst“ der falsche Begriff. Es kommt bei mir an gewissen Orten oder Räumen eher ein Gefühl von Unbehagen auf. Lange Unterführungen beispielsweise wirken gleich aus mehreren Gründen bedrohlich: Da kein Mensch um die Ecke schauen kann, um lauernde Gefahren zu entdecken, lassen sich die oftmals engen Fußgängertunnel nicht überblicken.
Tunnel per se lösen bei mir kein Unwohlsein aus, sind sie jedoch mit Menschenmassen gefüllt, möchte ich so schnell wie möglich raus.  Auch deshalb sind 2010 bei der Love-Parade in Duisburg die Massen im langen Tunnel so machtvoll und tödlich vorgerückt – im unterirdischen Gedränge, wo es unmöglich ist, zu erkennen, wann es endlich weitergeht. Ich möchte mir überhaupt nicht vorstellen, wie diese Beklommenheit und Massenpanik damals war. Die unwirtlichen und oftmals übelriechenden Röhren für Fußgänger bieten gegenüber Angreifern keine Deckung und man kann auch keinen Seitenweg einschlagen, um zu fliehen, wenn es geboten erscheint.
Um es auf den Punkt zu bringen: Tunnel und dunkle Ecken stressen. Menschen sind nun einmal „Augentiere“, denn unser Gehirn bezieht nun mal den größten Teil aller Umweltinformationen über die Augen. Fehlen diese Eindrücke von außen, etwa im stockfinsteren Wald, oder werden sie in Tunneln erheblich erschwert, bekommen manche Menschen leichter Angst oder fühlen sich zumindest beklommen. Meiner Ansicht nach liegt das auch einfach in der Natur des Menschen, dass in solchen Situationen die Alarmglocken läuten. Dagegen lässt sich nichts so leicht unternehmen.
Typische Angsträume sind auch U-Bahnstationen, schlecht beleuchtete Tiefgaragen, Parkhäuser oder Parkanlagen bei Dunkelheit. Die Unübersichtlichkeit solcher Orte ängstigt meines Erachtens nach besonders Frauen. Sind solche zwielichtigen Ecken dann auch noch unbelebt oder gibt es Anzeichen dafür, dass dort niemand mehr nach dem Rechten sieht, flößt dieser Anschein von Verwahrlosung Passanten zusätzlich Unbehagen ein.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Angsträumen sind Indizien für fehlende gesellschaftliche Kontrolle, umherliegende Abfälle, schmutzige und eingeschlagene Fensterscheiben oder Graffitis. Vor allem rechtsfreie Räume, die als solche zu erkennen sind, können als Angsträume gelten. Medienberichte über problematische oder gar bedrohliche Stadtviertel stricken an deren Ruf ebenfalls gehörig mit: Wenn in Zeitungen über einschlägig bekannte Stadtteile in Wien oder irgendwo sonst fortwährend als „Problemgebiete“, „Orte der Gewalt“ oder „soziale Brennpunkte“ berichtet wird, fährt man bereits mit rascher klopfendem Herzen und Ziehen im Bauch dorthin. Zum Beispiel der Esterhazypark zwischen Mariahilfer- und Gumpendorferstraße war für mich in der Volkschulzeit ab 17.00 Uhr tabu, da es hieß, hier treffen sich einige Drogensüchtige, was auch stimmte. Wie schon gesagt, haben auch die Medien erheblichen Anteil daran, ob gewisse Viertel oder Räume als bedrohlich angesehen werden. Außerdem lösen auch schlichtweg optische Faktoren, wie oben schon erwähnt, manchmal Unbehagen aus. 
Für mich persönlich stellt die Schule keinen Angstraum dar. Von jeglichen Schulphobien habe ich schon gehört, war aber noch nie selbst davon betroffen. Es gibt auch nicht wirklich Räume in unserer Schule, die ich nicht mag. Da unsere Schule großteilig aus Fensterglas besteht, wirkt sie lichtdurchflutet. Das maximiert das Wohlfühlen um einiges. Wenn einem etwas Angst oder Unbehagen bereitet, dann ist es sicher nicht das Gebäude Schule an sich, sondern die zu schreibende Schularbeit oder manch gemeiner Mitschüler.
Für die meisten Menschen ist der öffentliche Raum ein Transitraum, um von A nach B zu gelangen. Natürlich auch abhängig von der Größe dieses Raumes und des Landes kann ein ordentlicher Tumult entstehen. Das dann manche Menschen in diesem verloren gehen oder sich von diesem übermannt fühlen, ist durchaus verständlich. Auch darf nicht außer Acht gelassen werden, ob der öffentliche Raum untertags oder nachts besucht wird. Außerdem sollte hinterfragt werden, ob die Angst unbegründet ist oder ob ein traumatisierendes Ereignis dieser zugrunde liegt. Denn im Grunde genommen ist der Mensch kein Einzelgänger, sondern ein Rudeltier. Aber wie es so schön heißt: „Die Ausnahme bestätigt die Regel“. Darüber hinaus sind meiner Auffassung nach Frauen im öffentlichen Raum vorsichtiger, besonders am Abend oder in der Nacht. Im Großen und Ganzen sollte einem Menschen in einem sicheren Land, der nichts Schreckliches erlebt hat, der öffentliche Raum keine Angst machen.       
Ich finde, dass manche Angsträume gerechtfertigt werden können. Wie schon erwähnt, denke ich, ist es in uns Menschen verankert, gewisse Situationen bzw. Räume zu vermeiden. Dieses Verhalten ist unserem evolutionär entstandenen „Schutzmechanismus“ zu verdanken. Außerdem muss das Schicksal auch nicht immer herausgefordert werden (z.B. allein durch den stockfinsteren Wald, etc.). Meiner Ansicht nach ist in manchen Angsträumen schon Vorsicht geboten. Dennoch lassen sich Angsträume oft schon mit wenigen Maßnahmen freundlicher gestalten. Parkhäuser, U-Bahn-Stationen oder Bahnhöfe werden durch Lampen, Überwachungskameras oder Spiegel übersichtlicher und vermitteln so mehr Sicherheit. Bei Stadtparks sind nachträgliche Eingriffe in die Gestaltung schon etwas schwieriger, weil ein Verzicht auf Bäume, Hecken oder eine kurvige Wegführung der Parkanlage viel von seinem Reiz nehmen würde. Da empfiehlt es sich nun mal nur untertags in den Park zu gehen, wenn diese in einem Unbehagen auslösen. Bezüglich Angsträume wie die Schule sollte man sich darüber im Klaren werden, ob es sich nicht eher um eine Schularbeit oder Mitschüler handelt, die einem schlaflose Nächte bereiten. Denn helle Schulräume wie unsere können einem Menschen, denke ich, nur schwer Angst machen.    
Beurteilungsraster
Beurteilungskriterium
Abstufungen
Persönliche Reflexion
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse Angstraum Schule
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse der psychologischen Komponente
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig

2. Persönlicher Kommentar
Meiner Überzeugung nach habe ich alle Anforderungen des Arbeitsauftrags ausführlich erfüllt. Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass ich mich mit der Thematik gewissenhaft auseinandergesetzt und die Fragen dementsprechend beantwortet habe. Ich bin meines Erachtens auf die Fragen genau eingegangen. Dies ist anhand der dargelegten Aspekte der einzelnen Punkte zu erkennen. Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden, ich finde sie geglückt.     




2 Kommentare:

  1. Liebe Ines!

    Ich fand deinen Post überaus interessant zu lesen!

    Ich konnte deinen Standpunkt gut nachvollziehen und finde, dass du auf einige sehr interessante Aspekte eingegangen bist. Als Beispiel wäre die Sache mit den Menschenmassen in engen Räumen zu nennen.

    Du bist auch sehr wissenschaftlich an das Thema herangegangen und hast versucht nachvollziehbare Gründe für so ein subjektives Gefühl zu finden. Menschen sind tatsächlich "Augentiere". Da finde ich deine Aussage, dass unübersichtliche Räume Angst machen, sehr plausibel.

    Deine persönlichen Angsträume hast du detailliert beschrieben und du hast sogar versucht zu analysieren, was an ihnen genau deine Angst auslöst.

    Alles in allem ein sehr gelungener Beitrag! :)

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  2. Liebe Ines,
    Ich kann mich Gabis und deinen Überlegungen in der verbalen Beurteilung nur anschließen: Du hast wirklich sehr ausführlich gearbeitet und dich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich ist dein Arbeitsauftrag ganz toll gelungen! Die Uni kann wirklich kommen...! :-)

    Liebe Gabi, guter Kommentar!

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