Angsträume
Jede Person
hat bestimmt Angsträume. Sei es ein ganzes Land, ein bestimmter Ort oder nur
ein Gebäude oder gar ein Raum. Diese Räume können durch schlechte Erfahrungen
entstehen oder weil man etwas Negatives damit verbindet. Es gibt sicherlich
aber auch Orte die sich zu Angsträumen entwickeln ohne dass man überhaupt dort
war oder persönlichen Bezug dazu haben. Zum Beispiel haben sicherlich viele
Menschen Angst in einen Slum zu gehen obwohl sie noch nie in einem waren.
- Was sind für dich persönlich Angsträume? Welche Merkmale haben sie, wo befinden sie sich ganz konkret in deinem Leben?
Ich
persönlich würde nicht freiwillig alleine durch Kairos Straßen gehen wollen.
Damit möchte ich nicht sagen, dass Kairo als Stadt für mich ein Angstraum ist.
Doch es ist an einigen Orten ziemlich gefährlich und es treiben sich viele
Kriminelle rum oder arme Menschen die für ein bisschen Geld dich überfallen
würden. Außerdem tendieren kleine Auseinandersetzungen, vor allem zwischen
Jugendlichen, zu eskalieren, wie ich schon einige Male miterlebt habe. Einmal
als ich auf einem Basar war, stritten sich in der einen Sekunde zwei Männer
über eine Kleinigkeit und in der nächsten verwandelte sich die ganze Straße in
ein Schlachtfeld. Die Menschenmenge flüchtete um nicht verletzt zu werden und man
hörte Schreie und die Gläser der Geschäfte klirren. Erst als die Polizei ankam,
liefen die Männer weg und es wurde wieder ruhiger. Durch dieses Ereignis wurde
nicht der Basar selbst zu einem Angstraum, denn so etwas kann überall
passieren. Dieses Ereignis und noch einige andere bestätigten Geschichten, die
man in den Nachrichten oder von anderen Leuten hörte. Während den Ereignissen
selbst hatte ich keine Angst, doch sie brachten mich dazu darüber zu denken was
passieren würde, wenn ich in eine ähnliche Situation kommen würde. Neben den
persönlichen Erfahrungen, die ich hatte, spielten auch die Medien eine große
Rolle dabei, dass ich Angst bekam
alleine durch Kairo zu gehen. Vor allem in den letzten Jahren nach der
Revolution hörte man vermehrt von Kleinkriminellen, Kidnappern und Dieben die
die instabile Lage im Land nutzen um ihr Unwesen zu treiben. Man hörte auch von
Terroristen oder Banden die vor allem auf der Sinai-Halbinsel agierten. Als ich
diesen Sommer mit meiner Familie von Kairo nach Sharm El-Sheikh fuhr, hatte ich
ein wenig Angst, dass wir auf solche stoßen. Die verstärkten Kontrollen auf dem
Weg, die schwer bewaffneten Polizisten und Soldaten und die extra vom Militär
errichtete Kontrollstelle bewiesen mir dass die Lage dort zu der Zeit etwas
angespannt war. Wie man sieht entwickelte sich die Angst in meinem Fall vor
allem durch die Medien.
- Hast du schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht und hat sich so ein Angstraum manifestiert?
Wie ich
schon vorher erwähnt habe, war Ägypten, an bestimmten Orten und unter
bestimmten Umständen ein Angstraum für mich. Das hielt sich jedoch bis zum Sommer
2013 in Grenzen. Als ich in diesem Jahr nur einen Tag nach dem Militärputsch
nach Ägypten gereist bin, herrschte eine sehr angespannte Lage in Ägypten. Fast
24 Stunden am Tag hörte man in den Nachrichten von Straßenschlachten und Toten
auf den Straßen Kairos. Dies betraf mich insofern, da der Ort indem ich wohne
nur durch eine Brücke über den Nil von einem der Orte entfernt war, an dem fast
ununterbrochen Menschen protestierten. Einige Male wagten sie sich über die Brücke
und schossen auf Zivilisten und einige der Bewohner die versuchten sie
zurückzuschlagen, kamen ums Leben. All diese Sachen erfuhren wir von unserer
Nachbarin von der auch einige Freunde ums Leben kamen. Der Angstraum breitete
sich auch auf meine Ortschaft aus, in der ich eigentlich kein Problem hatte
mich alleine aufzuhalten. Am Abend hörte ich Schüsse fallen und ununterbrochen
flogen Militärhubschrauber um die Stadt. Als ich erfuhr, dass ein Arbeiter vor
einem Geschäft, das nur 100 Meter von meinem Zuhause entfernt ist und wo ich regelmäßig
Sachen gekauft habe, erschossen wurde, traute ich mich nicht mehr dorthin und
nicht einmal mehr aus unserer Straße raus. War die Lage einmal ruhiger ging ich
raus. Auch da herrschte Angst, wie zum Beispiel als mein Cousin sich einmal
verfahren hat und wir genau vor einem Lager der Demonstranten landeten oder wir
einmal durch eine Demonstration durchfahren mussten und links und rechts vom
Auto Leute wild herumschrien. Der Angstraum schien sich immer weiter zu
verbreiten. In diesem Jahr war im
Gegensatz zu den Jahren davor sozusagen ganz Kairo ein Angstraum für mich und
ich hoffte nur heil nach Österreich zurückzukehren. In den Jahren danach traute
ich mich wieder raus und die Angst verringerte sich und war nur noch so groß
wie in den Jahren davor.
- Woher kommt die Angst vor bestimmten Räumen?
Angsträume
können durch persönliche Erfahrungen entstehen. Man kann eines Abends auf dem
Heimweg überfallen werden und sich deshalb nicht mehr dorthin trauen und einen
anderen Weg nehmen. Eine sehr große Rolle in der Entwicklung von Angsträumen
spielen aber auch die Medien. Durch die gefährliche Lage eines Landes oder Ortes,
die durch die Medien suggeriert werden, haben Leute Angst dorthin zu gehen. Angst
ist jedoch auch etwas Menschliches. Fast jeder hat in dunklen unbekannten
Räumen Angst. Ich zum Beispiel habe in Wien keine Angsträume, verspüre jedoch
ein mulmiges Gefühl wenn ich alleine am Abend in der Dunkelheit durch die
Straße gehe oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahre.
- Angstraum Schule: Ist für dich die Schule ein Angstraum? Welche Räume in der Schule magst du nicht so besonders? Begründe.
Für mich ist
die Schule kein Angstraum. Die Schule ist für mich der Ort an dem ich meine
Freunde sehen kann. Natürlich ist es anstrengend in der Schule zu sitzen und
Vieles geht mir dort auf die Nerven, doch ich habe sicherlich keine Angst vor
der Schule. In der Unterstufe sah es für mich etwas anders aus. Vor allem in
der ersten Klasse, wo alles noch so neu war und der Sprung von der Volksschule
ins Gymnasium sehr groß war. Man hatte nicht mehr einen einzigen Lehrer den man
sehr gut kannte sondern viele verschiedene und es wurde viel mehr von dir
erwartet. Deshalb ging ich nur sehr ungern in die Schule. Auch in der dritten
Klasse hatte ich einige Probleme in der Schule und schlechte Noten. Ich habe
mit der Schule nur Stress und schlechte Noten verbunden. Ich hatte große Angst
das Jahr nicht zu schaffen und die Schule entwickelte sich zu einem Angstraum.
Doch ich habe aus den Fehlern gelernt und meine Noten verbesserten sich und die
Angst vor der Schule verschwand.
- Was denkst du über Menschen, die große Angst haben, sich im öffentlichen Raum zu bewegen?
Menschen die
Angst haben sich im öffentlichen Raum zu bewegen, weil ihnen etwas zustoßen
könnte sind nicht selbst nicht daran schuld. Durch ständige Meldungen über
Überfälle, Angriffe oder Belästigungen lassen einen natürlich etwas unsicher
werden. Jedem Menschen ist seine persönliche Sicherheit sehr wichtig und man
möchte so gut wie möglich versuchen in gefährliche Situationen zu gelangen. Es
gibt natürlich auch Menschen, die an Sachen wie Verfolgungswahn leiden und
deshalb nur sehr ungern ihr Zuhause verlassen. Diese können auch sehr wenig
dafür. Sich nicht gerne im öffentlichen Raum zu bewegen, kann auch den Gru8nd
haben, dass man ein introvertierter Mensch ist und man den öffentlichen Raum
meiden möchte, da man sich dort eher unwohl fühlt. Auch das kann ich verstehen,
da ich selber auch ein zurückhaltender Mensch bin. Ich tendiere eher dazu
öffentliche mir unbekannte Räume zu meiden, da ich nicht in Situationen kommen
möchte, die für mich unangenehm sind. Diese Angewohnheit stört mich oft und es
ist viel schwerer sie zu ändern als man denken würde.
- Wie kann man seine Angst vor Angsträumen überwinden? Soll man das überhaupt?
Angst kann
man allgemein am besten überwinden, in dem man sich ihr stellt. Angsträumen
kann man sich insofern stellen, in dem man diese aufsucht oder falls sie durch
ein Problem zum Angstraum wurden, sollte man versuchen dieses Problem zu lösen.
Mit dem Problem verschwindet auch der Angstraum. Nun stellt sich die Frage ob
es immer sinnvoll ist seine Angst vor einem Angstraum zu überwinden. Das kommt
ganz darauf an, warum dieser Raum zu einem Angstraum wurde. In meinem Beispiel
zum Beispiel wäre es nur idiotisch zu versuchen die Angst zu überwinden und
trotz der gefährlichen Lage auf die Straße zu gehen, da die Wahrscheinlichkeit,
dass mir etwas schlimmes passieren würde einfach zu groß war. Man kann es aber
auch anders sehen und zwar, dass es wiederum ganz und gar nicht idiotisch war
von den einigen die auf die Straße gingen um die Verbrecher zurückzuschlagen
und dadurch ihre Mitmenschen zu beschützen. Angsträume, die aufgrund von persönlichen
Problemen entstanden sind, sollte man jedoch auf jeden Fall begegnen und
überwinden. Wie ich zum Beispiel mich in der Schule mehr anstrengte um meine
Noten zu verbessern und dadurch die Schule nicht mehr ein Angstraum für mich
war.
Beurteilungskriterium
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Abstufungen
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Persönliche Reflexion
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sehr ausführlich
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ausführlich
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ausreichend
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minimalistisch
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zu wenig
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Analyse Angstraum Schule
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sehr ausführlich
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ausführlich
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ausreichend
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minimalistisch
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zu wenig
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Analyse der psychologischen Komponente
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sehr ausführlich
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ausführlich
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ausreichend
|
minimalistisch
|
zu wenig
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Persönlicher Kommentar:
Ich habe
diese Aufgabenstellung ausgewählt, da ich dachte es wäre vielleicht interessant
über Angsträume in einem anderen Land als Österreich zu schreiben, das eine
ganz andere politische Lage hat, um zu zeigen, dass die Art der Angsträume und die
Gründe dafür auch ganz anders aussehen können. Meine persönlichen Angsträume
und Erfahrungen sind deshalb und vor allem auch wegen den Erzählungen länger
geraten als der Rest. Den Angstraum Schule habe ich kurz und prägnant
angeführt, da ich zu diesem Punkt nicht mehr zu sagen hatte. Zu der Analyse der
psychologischen Komponente habe ich alle meine Ideen und Gedanken, die mir dazu
eingefallen sind, erwähnt und auf den Punkt gebracht. Alles in allem bin ich selbst
mit meinem Beitrag zufrieden.
Lieber Ahmed,
AntwortenLöschendein Blogeintrag ist sehr spannend. Besonders die Geschichten aus Ägypten hören sich interessant an, wobei ich weiß, dass, wenn man selbst dort ist, es alles andere als interessant ist. Ägypten und Indien ähneln sich in dieser Sache sehr, fällt mir auf.#hardcorelife
Den Angstraum Schule könntest du ausführlicher beschreiben und etwas komplexere Sätze verwenden, damit man es besser versteht und flüssiger lesen kann. Das hast du auch bei deiner Selbstbeurteilung richtig angemerkt.
Dass, die Medien auch für Angsträume sorgen können, ist mir nie aufgefallen, doch als ich deinen Text gelesen habe, habe ich mir Gedanken darüber gemacht. Die Medien haben wirklich einen großen Einfluss auf die Bevölkerung, das hast du gut erklärt, besonders mit deinem Beispiel Ägypten.
Im Großen und Ganzen ist hast du aber alles erwähnt, was zu erwähnen war und deshalb dein Arbeitsauftrag erfüllt, denke ich.
Lieber Ahmed,
AntwortenLöschenDu hast dich sehr ausführlich mit dem Arbeitsauftrag beschäftigt! Beim Lesen wird mir wieder einmal klar, wie selbstverständlich Sicherheit und Sicherheitsgefühl bei uns in Wien im öffentlichen Raum ist. Dass das an vielen anderen Orten nicht so ist, hast du wirklich eindrücklich beschrieben! Auch dass du den Aspekt der Rolle der Medien eingebracht hast, finde ich super! Alles in allem ist dir dieser Arbeitsauftrag wirklich sehr gut gelungen!
Lieber Gaurlal, guter Kommentar!